Im Herbst 2018 wurde der Bulli gesattelt und die Streckennadel zeigte weit in den Westen. Immer weiter, noch weiter über die deutsche Grenze hinaus bis in unser Nachbarland die Schweiz. Es standen die Muttseehütte samt See, der Rhöngletscher, Lauterbrunnen und der Hardergrat, sowie alles was dazwischen noch zu entdecken ist, auf dem Plan.
Mit an Board kam von Anfang an mein Schwager Patrick und als Special Guest der französisch-schwedischer Fotograf Thomas Zamolo welchen wir in München am Flughafen aufgelesen hatten. Zu dritt, in einem mit Foto- und Outdoorequipment voll bepacktem Bus, ging es los auf Tour.
Wir waren voller Tatendrang und konnten kaum erwarten bis wir endlich die Grenze hinter uns ließen und die von der Ferne zu sehenden Berge immer näher kamen.
Erstes Ziel war die Talstation der Bergbahn in Richtung Muttseehütte. Gut und günstig ging es flott hoch auf den Berg. Zu Fuß legten wir dann den restlichen, doch ziemlich schweißtreibenden Weg in Richtung der Hütte zurück.
Es sollte ein kleiner Starter sein für unseren Roadtrip. Es dauerte aber länger als gedacht bis wir vor der Eingangstür standen. Ob wir wohl den Rückweg bis zum Auto schaffen würden? Mit Sicherheit nicht und wir entschieden uns spontan die Nacht auf dem Berg und in der Hütte zu verbringen. Wir hatten sogar so viel Glück dass wir spontan noch drei Plätze für uns ergattern konnten. Nach einer guten Zeit die wir im finsteren noch auf dem Plateau vor der Hütte verbrachten vielen wir dann aber doch ziemlich müde in’s Bett.
Der nächste Morgen startete mit einem sagenhaft gutem Frühstück welches uns so stärkte dass dem Abstieg nichts im Wege stehen sollte. Das Bergpanorama war allerdings so atemberaubend dass wir weitere Stunden immer wieder damit verbringen mussten mehr und mehr Bilder zu knipsen. Am Limmerensee angekommen wussten wir es darf nicht mehr all zu weit bis zur Bergbahnstation sein. Wir mussten lediglich nur noch einen ca. 3km langen Tunnel durchqueren. Von dem wussten wir allerdings nichts bis wir ihn betraten. Umso skurriler erschien uns das ganze Bauwerk unter Tage.
Danach ging’s relativ zügig weiter in Richtung Teufelsbrücke. Leider war dies eine Baustelle und nicht wirklich fotogen. Somit keine Zeit verschwenden und schnell weiter zu den nächsten. Sehenswürdigkeiten.
Als nächstes stand ein Gletscher auf der Liste. Der Rhonegletscher mit seinem Belvedere Hotel. Wenn man die damaligen Bilder dieses Ortes mit den aktuellen vergleicht ist es schon erschreckend wie schnell das Verschwinden der Gletscher voranschreitet. Wo vor ca. 100 Jahren noch eine meter dicke Eisschicht über die Felsen hing blitzt heute der abgeschliffene Granit in der Sonne. Trotzdem ist dieser Gletscher immer noch sehr sehr imposant anzusehen und mit unter auch ziemlich einfach und schnell zu erreichen.
Weiter ging die Fahrt auf und ab und hin und her über die Furka Passstrasse in Richtung Grimsel Hospiz und weiter zum Brienzer See und Interlaken. Von wo aus unsere nächste Wanderstour am darauffolgenden Tag starten sollte. Diesmal war das Ziel der Hardergrat mit seinen imposanten Ausblicken und abfallenden grasüberwachsenen Steilhängen.
Zuerst hieß es jedoch mal ein Nachtquartier, bzw. einen Stellplatz für unser Vehikel zu finden. Es dauerte nicht all zu lange und bei strömenden Regen suchten wir die wunderbar wärmenden Duschen des Campingplatzes auf.
Gute Nacht und auf einen ereignisreichen nächsten Tag.
Der nächste Tag begann so wie der zuvor geendet hat, bei strömendem Regen. Das waren nicht die besten Bedingungen für einen Fotoausflug in die Natur. Schon gar nicht auf einen abschüssigen, bei Nässe als sehr rutschigen und lebensgefährlich beschriebenen Bergrücken. Es hieß also improvisieren. Dies dauerte nicht lange denn der Ort Lauterbrunnen lag nicht all zu weit entfernt von uns. Es lockte ein gigantischer Wasserfall und senkrecht abfallende Steilwände, welche jedoch nicht bestiegen werden mussten sondern vom Boden aus bewundert werden konnten. Dies war somit unsere Alternative zum Hadergrad. Nach einem schnellen aber leckeren Frühstück startete ich den Motor und es ging los. Der Regen ließ langsam aber sicher auch ein wenig nach und die nebelverhangenen Bergspitzen zeigten uns auch ihr Gesicht. Es wurde spannend. Nach ein paar Kilometer Autofahrt sah man das Tal, genau so wie ich es von anderen Fotos her kannte. Der Ort war ziemlich leer, wahrscheinlich wegen des „schlechten“ Wetters. Wir spazierten ein wenig hin und her, fotografierten dies und jenes. Es war eine tolle Entscheidung diesen Ort mit in unsere Tour einzuschließen.
Nach einer weile stellten wir fest dass das Wetter stabiler und trockener wurde. Die Gedanken kamen auf ob wir nicht doch noch den Hardergrat zurück auf unsere Liste setzen. Nach einer Weile verließen wir dann Lauterbrunnen wieder mit dem Ziel Interlaken, von wo aus eine Bergbahn uns zum Ausgangspunkt für die Hardergrat Wanderung bringen soll. Dies ging flott. Keine langen Warteschlangen zum Fuss des Berges sowie auch oben, alles ziemlich ruhig. Als wir Harder Kulm verließen wurde es sogar noch ruhiger. Genauer gesagt waren wir drei die einzigen die hier unterwegs waren. Was mich allerdings auch nicht störte.
Die Natur war nebelverhangen. Hier und da hatte man einmal einen freien Blick auf die umliegende Bergwelt sowie den uns zu Füßen liegenden Brienzersee. Wir wollten es auf alle Fälle bis zum Augstmatthorn, einem ziemlich spektakulären Gipfel bei dieser Kammwanderung, schaffen. Einsam, verlassen und teilweise ausgesetzt schlängelte sich der Singletrail über den Bergrücken. Und wir folgten ihm. Es war windig, teilweise nieselte es leicht und kalt. Wir erreichten jedoch unser Ziel, das Augstmatthorn. Man konnte es Schemenhaft erkennen in der dichten, teils mystischen Nebelsuppe. Mal hatte man es erahnen können, im nächsten Moment sah man es klar vor seinen Augen. Wir genossen den Moment und es störte uns gerade relativ wenig dass es anfing zu schneien. Nach einiger Zeit wurde uns allen dann doch ein wenig kalt und wir drehten um. Es war mittlerweile auch schon wieder etwas später Nachmittag geworden und direkt im Finsteren wollten wir auch nicht absteigen müssen. Also los!
Wieder beim Bus angekommen musste das nächste Ziel angesteuert werden. Unser heutiges Nachtlager. Nur wo das sein soll wussten wir bis dato noch nicht. Nach ein paar Überlegungen wollten wir den Sustenpass hochfahren um dort oben die Nacht zu verbringen, schließlich war morgen unser letzter Tag und diese Richtung wäre schon ein bisschen näher an unserer Heimat und ausserdem hofften wir auf einen grandiosen Sonnenaufgang in der Bergen der Schweiz. Dies hörte sich für alle sehr verlockend an und wir verließen die Gegend um den Brienzersee. Nicht weit entfernt beginnt der Sustenpass. Es machte Spaß diese gewundenen Straßen nach oben zu fahren und in die Bergwelt einzutauchen. Zumindest so lange bis ein Schild kommt auf dem beschrieben wird dass diese Straße nach ein paar weiteren Kilometern gesperrt sein wird. Der Grund dafür ist der bis jetzt stetig zunehmende Schneefall. Alles begann mit ein paar weißen, matschigen Regentropfen die zunehmend immer mehr in Schnee übergingen. Die Straße wurde zunehmend weißer und irgendwann fanden wir uns dann im tiefsten Winter mit Schneetreiben wieder. Es ging nichts mehr weiter! Und das lag nicht an der nächsten, mittlerweile geschlossenen Schranke. Wir mussten also wieder umkehren und aus unserer Übernachtung in den Bergen wurde nichts. Das war jedoch das geringere Problem das wir nun hatten. Das wohl größere waren eher die Sommerreifen die unseren Bus schmückten und welche nicht wirklich zum Stehen kommen wollten als ich das erste Bremsmanöver auf ziemlich ebener Schneefahrbahn unternahm. Und so sollten wir irgendwie diese Passstraße in gesundem Zustand bis nach unten kommen? Es blieb uns nichts anderes übrig. Wir fuhren also ab jetzt mit ca. 10km/h diese Straße zumindest so weit nach unten bis hoffentlich der Schnee wieder in Regenschauer überging. Bevor es jedoch losgehen konnte musste dich mein Puls erst wieder mal beruhigen und ich musste klare, kühle Gedanken fassen. Jetzt kann’s losgehen!
Es dauerte und dauerte. Kurve um Kurve kamen wir dem ersehnten Regen nahe. Wir waren alle drei überglücklich endlich wieder nicht rutschigen nassen Untergrund unter unseren Reifen zu haben. Was wir allerdings noch nicht hatten war ein Platz für unsere Übernachtung. Allerdings konnte ich mich noch an einen Wasserfall erinnern welchen ich auf unserer nachmittäglichen Anreise, in diese Gegend, vom Auto aus sah. Diesen hieß es nun in stockfinsterer Nacht zu finden denn genau da wollten wir nächtigen . Wir fuhren auf gut Glück die Straße entlang und fanden tatsächlich einen Parkplatz genau unterhalb des Wasserfalls, was wir deutlich durch das Rauschen des Wassers vernehmen konnten. Noch kurz was gegessen und bisschen die Beine hochgelegt und ab in’s Bett. Für heute war es Abenteuer genug.
An unserem letzten Morgen waren wir gespannt welch grandioser Wasserfall sich da wohl neben uns befindet. Und er sah wirklich beeindruckend aus. Noch mehr beeindruckte uns allerdings der Ort an dem wir hier waren. Es fuhren Armeefahrzeuge hin und her. Flugzeuge wurden transportiert. Es sah aus als wurden sie in den Berg, von welchem das Wasser fiel, transportiert. Wir beobachteten neben dem Wasserfall auch diese skurrile Szenerie und machten uns dann auf den Weg in Richtung Heimat. Bzw. zuerst in Richtung Luzern, die Passstrasse konnten wir ja vergessen wegen des Schneefalls. Von Luzern aus versuchten wir dann allerdings nochmals einen Pass zu überqueren und nach einigen Informationen wurde uns bestätigt dass dies möglich sein müsste, dass der Klausenpass nicht gesperrt sei. Um so weiter wir berghoch fuhren desto mehr Schneereste befanden sich auf der Strasse. Dies stellte allerdings diesmal überhaupt kein Problem dar. Ebenfalls um so höher wir kamen desto grandioser wurde auch die Aussicht auf die Berge und die Täler dazwischen. Die Sonne schien stark auf uns herab und wir konnten teilweise kurzärmlig dieses Panorama genießen. Nach einigen letzten Bildern die wir einfangen konnten machten wir uns nun wirklich auf den Weg in Richtung München. Thomas musste zum Flughafen um nicht den Heimflug nach Schweden zu verpassen.
Schlussendlich haben wir es genau pünktlich geschafft und hatten eine wunderbare Tour in die Schweizer Berge, knipsten unzählige Bilder und hatten den Kopf voller spannender Geschichten gesammelt.
Kodak Portra 400 35mm
Kodak Portra 400 12mm
Ilford HP5 120mm
Polaroid 55/51
Polaroid 59
Fuji FP100c45
Polaroid Divers
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