Im Sommer 2018 kam ich Aufgrund meiner neu Entdeckten Liebe zum Radfahren, gemeinsam mit einem Kumpel auf die Idee eine etwas längere Fahrradtour zu unternehmen. Wir tüftelten an einem Abend bei leckeren Chips und einem Kühlen Bier an der ein oder anderen Route. Er erzählte mir was von einer Radtour in Richtung Bodensee welche ein paar Tage an Zeit in Anspruch nehmen sollte. Für mich persönlich war das ein bisschen zu weit und zu lange. Lieber hab ich es etwas kürzer, vor allem weil ich ja auch noch nicht so lange mit meinem Drahtesel unterwegs bin. Nach ein paarmaligen hin und her entwickelte sich dann eine Streckenplanung die etwas kürzer aber nicht minder Interessant sein sollte. Das Ziel sollte Berchtesgaden am weltbekannten Königssee sein. Ein paar Mal war ich ja dort schon und selber bezeichne es ja schon fast als meine zweite Heimat, zumindest was das Bergwandern angeht. Ich konnte mich sofort mit dem Geanken anfreunden und diese Gegend auch noch „grün“ zu bereisen, sprich ohne Auto und Luftverschmutzung, machte es nur noch sympathischer für mich.
Wir spielten weiterhin ein paar Gedankengänge durch. Zuerst war die Überlegung die Strecke auf zwei Tage aufuzuteilen. Mit der Zeit gestaltete sich die Eintagestour bis in die Berge als die bessere heraus. Ein wenig Training war nötig aber das wäre auch ohne dieser Tour geschehen, denn wie gesagt es ist eine neue Leidenschaft geworden. Dann war die Vorstellung dass wir uns am Königssee mit unseren Frauen und Kindern treffen würden. Auch dies war letztendlich nicht machbar. Nach dem ersten Verschieben der Unternehmung wurde mir dann klar dass ich wohl alleine auf Fahrradtour gehen werde und somit war meine eigene Planung so dass ich am ersten Tag die guten 180km radeln werde und ebenso noch den Aufstieg auf den Watzmann versuchen würde. Vorausgesetzt es würde alles glatt laufen.
Das war also der letzet Stand der Dinge. Kurzentschlossen war dann noch mein Schwager bereit und motiviert, mich in Berchtesgaden auf der Kühroint Alm zu treffen und gemeinsam mit mir den Aufsteig auf das Hocheck zu machen.
Am 11. August 2018 war es dann soweit. Der Wecker klingelte um 3:30Uhr und mit etwas zwiegespaltenen Gefühlen kroch ich aus meinem Bett. Gedanken wie „Werde ich es schaffen?“, „Ist es nicht doch ein wenig weit?“gingen mir durch den Kopf. Ich machte mich trotzdem fertig, genoss noch einen warmen Kaffee bevor ich mich auf das Rad schwung und schön langsam wandelten sich diese wirren Gedankengänge in pure Motivation um. Um 4 Uhr ging’s dan los.
Meine erste Überlegung war wie ich wohl fahren würde. Am Anfang bewegte ich mich abseits der B12 wegen der Verkehrslage. Es war ein Samstag und es war so gut wir überhaupt nichts los so früh morgens. Relativ schnell beschloss ich aufgrund dieser Tatsache dass ich doch die Bundesstrasse nehmen werde. Auf dieser war es dann auch ein relativ schnelles Vorankommen ohne größerer Gefahren. Nach einer guten Stunde stand ich dann vor dem Ortsschild Passau.
Zufrieden mit dieser ersten Leistung ging es dann etwas entspannter weiter weil ich wusste dass die ersten teils doch anstrengenden Höhenmeter geschafft waren. Der Innradweg stand nun auf dem Plan. Ziemlich eben sollte er mich eigentlich bis zur Österreichischen Grenze nach Obernberg am Inn bringen. Dass das auch ziemlich öde und monoton werden kann wusste ich davor noch nicht. Aber ich hatte keine andere Wahl, da musste ich durch.
Von Dorf zu Dorf ging es dann weiter in Österreich. Teils auf abgelegenen Wegen, teils auf relativ viel befahrenen Straßen aber immer ohne jeglicher Gefahr tritt ich in die Pedale bis ich irgendwann den Mattsee umfuhr. Von nun an wusste ich dass es bis Salzburg nicht mehr all zu weit ist.
Dort angekommen musste ich erst einmal meinen Weg durch unzählige Touristenmassen finden. Salzburg ist eben doch eine Stadt die anscheinend weltberühmt ist. Ich fand meine Spur und folgte der Salzach bis ich dann wieder die Grenze zu Deutschland passierte. Von nun ging’s in die Berge, nach Berchtesgaden.
Davor hatte ich ein wenig Bammel weil ich ja doch schon ein paar Kilometer in den Beinen hatte. Letztendlich ging es andauernd leicht bergauf aber dank des gut ausgebauten Radweges und des guten Straßenbelages lief es ziemlich locker bishin zum Parkplatz an der Wimbachbrücke. Dies sollte die letzte Anstrengung werden, darüber war ich mir bewusst. Was aber die letzten guten 7km genau bedeuten würden, darüber war ich mir nicht bewusst…
Von der Wimbachbrücke auf die Kührointalm. Es ist eben eine Alm und dorthin geht es wahrscheinlich mehr oder weniger andauernd bergauf. Und das auch noch ziemlich steil. Und irgendwie schauten mich alle die mir entgegen kamen etwas verwundert an. Ob die sich dachten was der wohl mit seinem Rennrad hier sucht. Aber ich möchte gleich mal klarstellen dass ich kein Rennrad sondern ein Gravelbike habe. Aber auch das half mir nicht viel… Die Schotterstraße war viel zu steil für mich, mein Rad und meine körperliche Verfassung. Die 180km die ich schon hinter mir hatte machten sich bemerkbar und letztendlich schob ich das Rad gute 80% dieser letzten 7km. Schweißüberströmt aber auch überglücklich kam ich aber dann doch noch irgendwann gegen vier, eigentlich wollte ich 1-2 Stunden früher drann sein, an der Kührointalm an. Der Patrick wartete schon und schnell wurde klar dass der Aufstieg zum Hocheck auf morgen warten musste. Über diese Tatsache war ich dann doch ein wenig enttäuscht aber sinnvoller ist das. Schließlich wollte ich ja auch gesund und munter wieder daheim ankommen und ausserdem war der Gipfel so mit Wolken umschlossen dass man sowieso nichts gesehen hätte. Dies war eine kleine Genugtuung. Somit ließen wir den Abend noch gemütlich ausklingen und verzogen uns relativ früh in unsere Betten.
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Für den 12. August 2018 hatten wir nicht so viel geplant. Relativ früh wurde ich wach. Ich glaube es war so gegen sechs. Das Frühstück um 7 Uhr wollten wir uns schmecken lassen um im Anschluss den Berg in Angriff nehmen zu können. So war es dann auch. Schnell wurde uns klar dass es ein heißer Tag werden würde. Als die Sonne ihre ersten Strahlen schickte vergossen wir schon die ersten Schweißperlen. Unser erstes Ziel war die Falzalm. Von dort aus erhofte ich mir eine tollen Blick auf den Kleinen Watzmann bzw. die „Watzmann-Frau„. Im Anschluss an diese kleine Fotosession begann der Aufstieg zum Watzmannhaus auf 1930m. Nach einer kurzen Pause folgte dann der Gipfelsturm. Zumindest für mich. Patrick machte es sich auf halber Strecke gemütlich und wartete auf meine Rückkehr. Weiter bergauf ließ ich meine Gedanken kreisen und genoß die mich umgebende Bergwelt. Dem etwas weiter unter mir grasenden Steinbock war dies jedoch relativ egal. Nach einem kurzen Blick in meine Richtung verschwand er hinter der Felssenke. Noch ein kurzes Stück und ich war am Hocheck. Ich genoß die nicht einsame Stille am Gipfel für ein Weilchen und machte mich dann wieder auf den Weg in Richtung Patrick bzw. Watzmannhaus. Dort genoßen wir dann gemeinsam einen leckeren Kuchen, nen Kaffee und stiegen gestärkt wieder den selben Weg hinab welchen wir gekommen waren. Nach etwa 4 Stunden fanden wir uns dann auf der Sonnenterrasse der Kührointalm wieder und ließen es uns den Tag gutgehen. Dies fiel uns auch nicht wirklich schwer denn die Bewirtschaftung auf der Kührointalm ist einfach spitze. Ein risengroßes Dankeschön an das gesamte Team dort oben!!! Relativ früh gingen wir wieder in’s Bett denn der dritte Tag kommt bald und der hat’s wieder in sich!
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Gegen drei Uhr klingelte das erste Mal der Wecker. Patrick machte sich auf den Weg in Richtung Schönau zum Autoparkplatz. Da ich normalerwiese schneller sein müsste als er würden wir relativ zeitgliech dort eintreffen wenn ich eine halbe Stunde später starten würde. Gesagt, getan. Nach rascher Morgentoilette ging es raus in dei stockfinstere Nacht welche noch vorherrschte. Über einen Schotterweg der teilweise so steil war dass ich das Rad wieder schieben musste, ging es stetig bergab in Richtung Königsseeufer. Patrick war schon am Auto und hatte noch ein wenig Verschnaufpause bis ich ankam. Zügig machten wir uns auf den Weg zu unserem heutigen Highlight. Der Königsbach Wasserfall mit seinem Natural Pool. Eine kleine Erfrischung am frühen morgen hatten wir uns nach diesen schweistreibenden zwei Tagen aber redlich verdient.
Wieder zurück am Auto packte ich mein Radzeugs, wir schlürften noch gemeinsam einen Tankstellen Kaffee und dann ging’s wieder rauf auf den Drahtesel und ab nach Hause.
Die selbe Route wie bei der Hinfahrt schon sollte es werden. Es war doch erstaunend für mich dass ich ziemlich flott unterwegs war, trotz der Anstrengung der letzten beiden Tage. Mit etwas Grauen dachte ich so an den ein oder anderen Anstieg der mir noch bevorstand aber ich meisterte alle relativ gut. Es war wieder ziemlich sonnig und heiß. Die ein oder andere Erfrischung genehmigte ich mir an Tankstellen oder Supermärkten. Wieder auf dem Innradweg genoss ich eine Ganzkörper Erfrischung im Inn. Dies war kurz bevor ich nach Passau kam. Nach Passau begann die Strecke die es nochmal in sich hatte. Es ging bergauf und bergab. Dies zehrte an meinen lezteten Reserven. Als ich den Anstieg durch Falkenbach geschafft hatte und das Ortschild von Freyung las war ich überglücklich und konnte mich nochmals motivieren die nun wirklich letzten Meter bis nach Hause zu schaffen. Nach reiner Fahrzeit von 7h24min und 178km war ich weider da wo ich hingehöre.
Das Ergebins dieser Tour macht mich glücklich. Ich weiß dass man manche Sachen, auch wenn man teilweise daran zweifelt, doch schaffen kann. Ein starker Wille kann wirklich Berge versetzen. Im wahrsten Sinne in diesem Fall 🙂
Einen riesen Dank auch an meinen Schwager!
Danke Patrick für’s Dabeisein 🙂
Ich bin einfach nur froh es probiert und geschafft zu haben. Nicht mehr und nicht weniger 🙂
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